Genügsam leben ist genussvoll

Montag, 2. Januar 2017

So kann es nicht weitergehen mit unserer Energieverschwendung. Nachhaltigkeit/Genügsamkeit ist gefragt – und genussvoll.

Weniger ist mehr: Lebensfreude

Wir können es drehen wie wir wollen: Um unsern Energieverbrauch auf ein (um)weltverträgliches Mass zu senken, müssen wir unsern Lebensstil verändern. Klimaziele lassen sich nur erreichen, wenn wir weniger Treibhausgase freisetzen, was nur geht, wenn wir weniger Energie verbrauchen.

«Genügsamkeit» muss die Effizienz ergänzen. Den Konsum einzuschränken ist im derzeit alles durchdringenden Wirtschaftsdenken zwar verpönt; aber die Menschheit kommt nicht darum herum, wenn sie überleben will. Je schneller wir als Individuen und als Gesellschaft damit anfangen, desto sozial- und wirtschaftsverträglicher sind die Umstellungen gestaltbar – und wir bekommen sogar einen qualitativen Mehrwert. Denn ein Fortschritt unter der Devise «mehr, weiter, schneller» ist kein echter. Verkehrsstaus, Feinstaub, überdüngte Seen, Stress, Depressionen, Fettleibigkeit sind nur einige der Folgen eines Zuviels, nicht des Mangels. Sie mindern unsere Lebensqualität und verbrauchen Reparaturgelder.

Eine nachhaltige Energieversorgung ist möglich. Aber wir müssen dazu umfangreiche Strukturen anders aufbauen und unser Leben neu organisieren – und es besser verstehen: Einseitiges Ökonomiedenken reduziert Menschen zu Produzenten und Konsumenten. Familienarbeit, Nachbarschaftshilfe, Fürsorge oder Kontemplation haben in dieser Betrachtungsweise kaum Platz. Es wird verkennt, dass wir Gemeinschaftswesen sind, die Lebenssinn, Wertschätzung, Liebe, Gerechtigkeit, Solidarität zu ihrem Glück brauchen. Der Status Quo unserer materiellen Ansprüche ist nur um den Preis von Arbeitsleistungs- und Einkommensdruck, durch Ausbeutung von Menschen und Natur vor allem auch in benachteiligten Weltregionen zu haben.

Wenn wir Lebensqualität von Konsumgier entkoppeln, bedeutet dies kein Verlust. Sondern ein Wertewandel zu echter Freiheit, in welchem wir «Kopf und Herz» mit einem ganzheitlichen Sein verbinden. Er wird dazu beitragen, dass wir bewusster, kritischer, aber auch genussvoller, inwendiger und schliesslich zufriedener leben können.

Theo Bühlmann in der Zeitschrift „weltweit“