Geschichte von GFS

Der Einsatz für Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung ist kein Hobby für Grüne und Linke. Er gehört wesentlich zu einem verantwortungsbewussten christlichen Leben; und ganz besonders zur franziskanischen Spiritualität.

Viele erinnern sich voller Freude an die Erste Europäische Ökumenische Versammlung, die Ende Mai 1989 in Basel stattfand. Gläubige aus dem damals noch geteilten Europa kamen zusammen, um sich mit überlebenswichtigen Themen im Bereich Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung/GFS zu befassen.

Es herrschte ein pfingstliche Stimmung. Die grosse Begeisterung der Delegierten steckte auch die Hunderte von Gästen an, die für einige Stunden nach Basel kamen.

Die Begeisterung der Delegierten steckte auch die Hunderte von Gästen an.

«Basel 89» ging weiter

Das wundervolle «Basel 89» solle keine Eintagsfliege sein. Das aussagekräftige Dokument der Versammlung dürfe nicht in der Schublade verschwinden. Dieser Ansicht war auch der Kapuziner Walbert Bühlmann. Er brachte die Delegiertenversammlung der Deutschschweizer Ordensregion dazu, eine GFS-Gruppe einzurichten.

Bald darauf organsierte auch die Interfranziskanische Arbeitsgemeinschaft/INFAG eine solche Gruppe. Um Kräfte zu sparen und Synergien zu erzielen, fusionierten die beiden nach kurzer Zeit. (Kürzlich löste sich die Gruppe auf. Eine neue ist am Entstehen.)

Das aussagekräftige Dokument der Versammlung dürfe nicht in der Schublade verschwinden.

Gewaltfreiheit – Muslime

Während vielen Jahren trafen sich franziskanische Brüder und Schwestern etwa alle zwei Monate zu intensiver Arbeit. Ein erstes Ziel hiess: «sich kundig machen». Denn wer in gesellschaftlichen Fragen mitreden will, muss sich dazu fundiertes Wissen erwerben. So waren die Sitzungen auch so etwas wie Seminare zur Weiterbildung. Man empfahl einander Artikel und Zeitschriften. Wer auf einem Gebiet erfahrener war, teilte sein Wissen mit den andern.

Zudem wurden auch Fachleute eingeladen. Wer an der zweitägigen Weiterbildung mit Ueli Wildberger über Gewaltfreiheit teilgenommen hat, wird für immer eine andere Einstellung zu Konfliktlösungen haben. Und mehrmals konnte der Islam-Spezialist Andreas Tunger-Zanetti mit seinem Fachwissen Vorurteile gegenüber den Muslimen abbauen.

Wer in gesellschaftlichen Fragen mitreden will, muss sich dazu fundiertes Wissen erwerben.

Mahnwache an der Waffenmesse

Vor rund 20 Jahren führten mutige Schwestern und Brüder in Lausanne auf dem Gelände der internationalen Waffenausstellung eine Mahnwache durch. Sie stiessen in den Medien auf ein beträchtliches Echo.

Doch nicht spektakuläre Aktionen bildeten das Zentrum der GFS-Arbeit. Es ging vor allem darum, in den franziskanischen Gemeinschaften ein Bewusstsein für die weltweiten Zusammenhänge zu schaffen; und sie zu einem verantwortungsvollen Handeln zu bewegen. Ein Mittel dazu waren die Briefe oder Bulletins, die mehrmals im Jahr an die Provinzen und Klöster verschickt wurden. Dazu nur zwei Beispiele.

Wir und die Fremden

Mehrmals wurden Themen wie Ausländer, Asylsuchende und Fremde zu einem Schwerpunkt der Gruppe. So verschickte sie beispielsweise einen Fragebogen zur «Selbsteinschätzung». Darin wurde u.a. gefragt:

Wie reagiere ich

  • wenn mir ein Unbekannter entgegenkommt?
  • wenn mir im Zug ein Ausländer gegenübersitzt?
  • wenn mich ein Farbiger auf der Strasse anspricht?
  • wenn ich nachts durch ein Ausländerviertel gehe?

Umwelt und Gerechtigkeit?

In einem andern Bulletin wurden ganz konkrete Anregungen für ein umweltgerechtes Verhalten vorgeschlagen (s. unsere Illustrationen!). In diesem Zusammenhang die Bemerkung: Die drei Bereiche Gerechtigkeit, Friede, Bewahrung der Schöpfung lassen sich nicht voneinander trennen.

Dies zeigte sich gerade jüngst in der Krimkrise. Der Westen mit seinem umweltfeindlichen Lebensstil ist auf russisches Erdöl (exzessiver Gebrauch von Autos) und russisches Gas (schlecht isolierte Häuser) angewiesen. Deshalb kann er es sich nicht leisten, dem Diktator Putin in Sachen Gerechtigkeit (Pressezensur) und Friede (Okkupation der Krim) allzu deutlich die Meinung zu sagen.

Walter Ludin