Was können wir für die Integration tun?

Während eines europäischen Kapuzinertreffens formulierte ich die folgenden Anregungen mit Blick auf die einzelnen Brüder und/oder Gemeinschaften. Sie könnten auch eine breite Öffentlichkeit interessieren.

  1. Lobby-Arbeit

Im Gespräch mit Leuten, die sich in Luzern für die Integration einsetzen, kam der Vorschlag: „Werdet zur Lobby für Asylsuchende!“ Konkret: Briefliche und persönliche Kontakte zu Politikern:

  • Vor den Wahlen: Wie stehen Sie zur Aufnahme von Flüchtlingen? Lösungsvorschläge im Asylbereich.
  • Nach den Wahlen: Vor diesbezüglichen Abstimmungen im Parlament die Gewählten auf ihre Versprechen aufmerksam machen. Oder unsere Enttäuschung ausdrücken, wenn sie anders abgestimmt haben.
  • Leserbriefe:
    In vielen Zeitungen oder Internet-Foren melden sich vor allem rechtstehende Asylgegner. Gegengewicht schaffen durch eigene Leserbriefe.
  • Sprachkurse anbieten:
    Hier haben auch ältere Brüder Gelegenheit, etwas zu tun. Ein Beispiel: In einem Kloster der Kapuzinerinnen unterrichtete die 90jährige Seniorin eine Türkin in Deutsch. In den Pausen konnte es vorkommen, dass die beiden Frauen am Fenster zu sehen waren – beide mit Kopftüchern!!!
  • Asylsuchende einladen …
    …im Hauskapitel über ihr Schicksal zu berichten. Es gibt hier verpasste Chancen: Ein Kloster nahm zwar während Jahrzehnten immer wieder Tamilen auf. Aber ausser den direkten Betreuern kannte niemand ihr Fluchtgeschichte. Es waren auch falsche Hemmungen da, sie darauf anzusprechen ….
  • Einladung in Schulen:
    Wo der Orden eigene Schulen führt oder wo Brüder als Katecheten wirken: Asylsuchende in den Unterricht einladen, damit sie von ihrem Leben erzählen.

Aus einem Bericht aus London:

„Auch in niedrigere Klassenstufen sind sie eingeladen: Schon siebenjährige Grundschüler erfahren so durch die persönlichen Schicksale etwas über Kriege, Konflikte und Flucht. Das Denken der Kinder wird durch diese Begegnungen nachhaltig geprägt. Die Gespräche sind oft sehr emotional, und das hinterlässt Spuren. Viele der Schulklassen beschäftigen sich danach weiter mit der Thematik, einige schreiben Gedichte und Kurzgeschichten, andere engagieren sich bei Amnesty International. Nach solchen Besuchen trauen sich Schüler, die ähnliche Fluchtgeschichten hinter sich haben, plötzlich, mit den Klassenkameraden darüber zu reden.“

Walter Ludin