Franziskanische Impulse für den Frieden

Montag, 9. Januar 2017

Als Beispiel für „interreligiöses Lernen“ stellte Niklaus Kuster am Dreikönigstag in einem Referat im Kloster Wesemlin, Luzern, Franz von Assisi vor.

Mit Blick auf den Heiligen formulierte der Spezialist für franziskanische Spiritualität fünf Impulse für das christlich-muslimische Miteinander von heute:

  • initiativ sein: auf die Fremden zugehen
  • einander ohne Vereinnahmung begegnen
  • am Verbindenden anknüpfen
  • den Fremden Gutes tun
  • erst wenn die Menschen miteinander vertraut sind und wenn es Gott gefällt (Inschallah…) einander auf der spirituellen Ebene begegnen.

Der Referent hatte daran erinnert, dass Franz von Assisi in den Zeiten der Kreuzzüge mit dem Sultan von Ägypten in einen friedlichen Dialog trat. Dies habe damals völlig dem Zeitgeist widersprochen. Auf christlicher Seite seien ähnliche Töne zu hören gewesen wie heute mit umgekehrten Vorzeichen vom islamistischen IS: „Wenn man einen Muslim tötet, wird die Welt besser.“

Während seines Aufenthaltes bei den Muslimen hat Franziskus vom Islam gelernt, betonte Bruder Niklaus. Dem Beispiel des Muezzins folgend, sollten in den christlichen Kirchen akustisch zum Beten aufgefordert werden. So entstand das bis heute gängige Angelus-Leuten.

Die Muslime nennen voll Ehrfurcht die 99 Namen Allahs. Auch davon liess Franziskus sich inspirieren. In seiner Litanei vom Namen Gottes entsprechen sehr viel Ausdrücke den Begriffen, wie sie im Koran zu finden sind.

Niklaus Kuster befasste sich im ersten Teil seines Vortrags ausführlich mit den interreligiösen Friedensgebeten, die 1986 nicht zufällig ihren Ursprung in Assisi hatten. Im „Geist von Assisi“ hat es seither zahlreiche Begegnungen von Religionsführern gegeben. Im Jahr 2002 wurde dort in einer heute äusserst aktuellen Erklärung formuliert: „Gewalt und Terrorismus widersprechen dem authentischen Geist der Religionen.“

Entsprechend dieser Einsicht hat sich der Imam von Rouen geweigert, den Attentäter, welcher den dortigen Pfarrer ermordet hatte, als Muslim zu begraben. Solche Menschen seien „keine Muslime“ …

Am Schluss seines Referates zitierte Bruder Niklaus die Politikerin Barbara Schmid-Federer, die in der „Sternstunde“ des Schweizer Fernsehens vor Weihnachten mit Blick auf den islamistischen Terror erklärt hat: „Die Menschen kennen nur die Schreckens-Szenarien, aber nicht den Islam als Religion. Dies ist gefährlich.“

Walter Ludin