„In jedem Fremden einen Menschen sehen“

Dienstag, 12. Mai 2015

Ein gutes Dutzend Kapuziner aus Nordwest-Europa traf sich in der Nähe von Brüssel, um Wege zu suchen, den Fremden menschlicher zu begegnen.

„Das Wichtigste ist, in jedem Fremden einen Menschen zu sehen.“ Dies betonte die in Antwerpen wirkende protestantische Pfarrerin Ina Koeman in ihrem Referat zum Tagungsthema „Begegnung mit den Andern – den Unbekannten“. (27. April bis 1. Mai) Sie bedauerte, dass Europa zu einem „abgesperrten Gebiet“ („gated community“) wurde, das sich durch Mauern und Zäune vom Rest der Welt abtrennt – und dies 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer.

Ina Koeman zitierte Dorothee Sölle, die darauf hingewiesen hat, dass im Zweiten Weltkrieg viele Menschen teilnahmslose „Zuschauer der grössten Grausamkeiten“ waren. Heute würden viele sich damit begnügen, dem Flüchtlingsdrama im Mittelmeer zuzuschauen, ohne etwas zu tun.

„Wir dürfen uns nicht lähmen lassen durch die Vielfalt der Probleme. Es gilt, den Mund zu öffnen, auch wenn wir nicht für alles eine Lösung haben“, fügte die Referentin hinzu.

Die Missionssekretäre, –Prokuratoren und –Informatoren, die sich jährlich zu einem Austausch und zur Weiterbildung treffen, beschlossen im Asylbereich ein gemeinsames Projekt durchzuführen. Durch eine Informations- und Spendenkampagne sollen die maltesischen Kapuziner unterstützt werden. Sie setzen sich intensiv für die Flüchtlinge ein, die über das Mittelmeer zu ihnen gekommen sind. Innerhalb von bloss sechs Jahren wuchs auf Malta der Anteil der Asylsuchenden von Null auf 20 Prozent der Bevölkerung.

Walter Ludin