Kleiner Aletsch-Floh

Ein Kinderbuch über den rasanten Gletscherschwund

«Du bist nicht allein, kleiner Aletschfloh»

Beat Hugi / Karin Widmer | Werd & Weber-Verlag | 52 Seiten | ISBN 978-3-85932-990-4 | Preis   Fr. 29.– (UVP)

Der kleine Aletschfloh weiss sich nicht mehr zu helfen. Sein Lebensraum schmilzt: Schmelzwasser überflutet immer öfter seine Wohnhöhle im Gletschereis, und überhaupt wird’s ihm langsam zu warm. Er fragt den Distelfalter um Rat, der gerade vorbeigaukelt. Der kann ihm auch nicht weiterhelfen, verspricht aber, sich umzuhören bei den anderen Tieren am Berg: Dem Steinbock, dem Murmeltier, dem Alpenschneehuhn. Und so zieht schon bald ein bunter Trupp Alpentiere die Hänge hinab zu den Bäumen und den Menschen, vereint im Willen, dem kleinen Aletschfloh zu helfen. Dort erzählt ihnen der alte Bergahorn vom Klimawandel, und sie erkennen, dass das Problem des Gletscherflohs auch sie selbst betrifft. Wenigstens ein Stück weit erleichtert sind sie dann, als sie sehen, dass das den jungen Menschen nicht gleichgültig ist …
Die anrührende Geschichte vom kleinen Aletschfloh spricht auf mehreren Ebenen zum jungen Betrachter: Nicht nur fassbar und eindringlich vom Klimawandel, sondern ebenso von Solidarität im Angesicht der Gefahr und von Freundschaft, über alle Unterschiede hinweg. Beat Hugi wählt dafür eine Sprache, die mühelos zwischen Humor, Wissensvermittlung und Einfühlung wechselt, sich vor allem aber auch bequem dem Vorlesen anbietet – gerade auch auf schweizerdeutsch. Der Wunsch danach wird beim angezielten Publikum ab 4 Jahren bei der Betrachtung der Bilder unweigerlich aufkommen. Die lebendigen und stimmungsvollen Zeichnungen von Karin Widmer verführen zielstrebig dazu, genau wissen zu wollen, was da gerade geschieht.
Angefügt an das feinfühlige Bilderbuch findet sich ein umfassender Informationsteil zum Aletschgebiet: Hinsichtlich seiner Geologie und Kultur, speziell aber der Bedrohungen, denen es sich momentan ausgesetzt sieht. Gerichtet an ein älteres Publikum, mischt sich das mit praktikablen Anstössen, wie Klimawandel und Artenverlust beim Berggang und im alltäglichen Leben etwas entgegenzusetzen ist. Dass das UNESCO-Welterbe Jungfrau-Aletsch, unter dessen Mitarbeit das Buch entstand, dahinein noch etwas Fremdenverkehrs-Werbung streut, mögen wir ihm angesichts der Botschaft des Sanften Tourismus, den es dabei gleich mitbewirbt, gerne nachsehen.
Das liebevoll gestaltete Bilderbuch setzt sich damit mitten hinein in den exklusiven Kreis jener, denen die Balance einer ergreifenden Erzählung mit einer sensibilisierenden Botschaft rundum gelingt. Frohe Weihnachten!
Rezension: Sacha Rufer