Klo-Papier und so …

Alle reden vom mangelnden WC-Papier. Wir stellen das Problem in einen grössern (weltweiten!) Zusammenhang.

Notdurft in Not: Verbesserung weltweiter Sanitärversorgung

Paula Krempels

Verrückt, was es alles für Jahrestage gibt, z.B. den Welttoilettentag (seit 2013 für den 19. November ausgerufen)! In unseren Ohren klingt dieser Gedenktag vielleicht bizarr. In vielen Regionen aber sind sanitäre Anlagen keine Selbstverständlichkeit.

Notlage
2,5 Milliarden Menschen – besonders in Entwicklungsländern – fehlt ein Klo, das hygienischen Anforderungen gerecht wird! Dieser Zustand ist auf keinen Fall nur eine geringfügige Unannehmlichkeit. Mit dem Fehlen von Toiletten hängen verschiedene Gefahren zusammen. Im Grunde werden vor allem in der Hygiene Probleme verursacht. Wenn die menschlichen Ausscheidungen nicht ordentlich entsorgt werden, sondern frei liegen, werden Wasser verschmutzt und Krankheiten übertragen.

Sanitäre Anlagen führen zu einer Verringerung von ansteckenden Krankheiten. Ausserdem beschwört der Toilettengang im Freien Sicherheitsprobleme herauf. Vor allem Mädchen und Frauen sind davon betroffen: Wer die Notdurft draussen verrichten muss, ist in einem intimen Moment ungeschützt. In diesem Zusammenhang sind gehäuft Fälle von Vergewaltigungen bekannt. Die Bedeutung von unbedenklicher Sanitärversorgung wird auch mit dem sechsten Ziel der Nachhaltigkeitsziele der UN-Agenda 2030 betont: Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten.

Wir verschwenden
Aber auch in unseren Breitengraden müssen wir uns Gedanken zur sanitären Versorgungslage machen. Uns stellen sich zwar andere Probleme als den Ländern des globalen Südens, doch auch sie sind von Bedeutung. Jede Schweizerin und jeder Schweizer hat 2017 im Durchschnitt täglich 301 Liter Trinkwasser verbraucht. Dusche, Bad und Toilette haben mehr als die Hälfte des Wasserverbrauchs in den Privathaushalten zu verantworten. Das WC ist der grösste Wasserschlucker: Durchschnittlich 40 Liter pro Person und Tag.

Hinzu kommt die Verschwendung von Toilettenpapier. In Europa werden pro Kopf und Jahr 13 Kilo Hygienepapier verwendet – diese Zahl ist viermal so hoch, wie der weltweite Durchschnitt. Der WWF Schweiz meint dazu: „Wenn jede Schweizerin und jeder Schweizer eine Rolle Frischfaser-Haushaltpapier pro Jahr weniger braucht, müssen 14’000 Bäumen weniger gefällt werden.“

Es braucht neue Lösungen
Das Toilettensystem – wie wir es kennen – ist zwar funktional und hygienisch, bringt aber eine grosse Wasser- und Papierverschwendung mit sich. In Ländern, die unter Wasserknappheit leiden, ist dieses System nicht praktikabel. Deshalb braucht es neue Lösungsansätze, wie die Ausscheidungen korrekt entsorgt werden können. Essentiell hierbei ist auch die Trennung von festen und flüssigen Stoffen. Es gibt auch bereits innovative Ideen, wie die Zukunft des Toilettengangs aussehen könnte:

Kompotois“ funktionieren wie ein Plumpsklo. Statt die nährstoffreichen menschlichen „Outputs“ mit sauberem Wasser wegzuspülen, werden sie weiterverwendet. Aus den Fäkalien und dem Urin können beste Dünger hergestellt werden. So werden die Stoffe wieder zurück in den Nährstoffkreislauf geführt und gehen nicht verloren.

Peepoo“ ist ein Einwegbeutel, der als tragbare Toilette dient. Im Beutel tötet eine chemische Mischung Bakterien und Keime ab. Der Inhalt wird innerhalb von wenigen Wochen in nährstoffreichen Dünger umgewandelt, und auch die Tüte ist abbaubar.

HappyPo“ bietet eine Alternative zum verschwenderischen Klopapier. Mit einem Duschstrahl kann man sich nach der Entleerung untenrum reinigen. Paradoxerweise wird damit aber noch immer Klopapier zum Abtrocknen benötigt (in reduzierter Menge) und zusätzlich mehr Wasser verwendet.

Quelle: www.umweltnetz-schweiz.ch
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